Von Buchsplittern und B(r)uchteilen
LEIPZIG / LIMBURG - Alte Bibliotheksbestände erhalten, Wissen mit Hilfe neuer Medien organisieren und gestalten, den Mehrwert der digitalen Welten für den Buchdruck erkennen - diese und weitere Themen beschäftigten die Teilnehmer des fünften Bibliothekskongresses in Leipzig. Der Kongress fand vom 11. bis 14. März zeitgleich zur Leipziger Buchmesse statt. Mit dabei als Gastrednerin war die Limburger Diözesanbibliothekarin Dr. Stephanie Hartmann. In ihrem Vortrag ging es um die Folgen der Säkularisation für den kirchlichen Buchbesitz, sowie der Zersplitterung der Bibliotheksbestände am Beispiel der Diözesanbibliothek Limburg.
Die Limburger Bibliothek verfügt über 370 Drucke aus der Zeit zwischen der Erfindung des Buchdruckes um 1450 und 1500. Diese sogenannten Inkunabeln werden von Fachleuten auch als Wiegendrucke bezeichnet, einer Druckart mit einer besonderen Technik mit beweglichen Lettern, die von Johannes Gutenberg entwickelt worden war. Der größte Teil der Limburger Inkunabeln stammt aus in den Jahrzehnten nach der Französischen Revolution aufgelösten Klöstern der Region. "Bei den Auflösungen wurde oftmals unbedacht und wenig systematisch vorgegangen. Eine Folge davon: Mehrbändige Werke wurden auseinandergerissen", sagte Hartmann. Zunächst hatte man versucht, die Buchbestände zu Geld zu machen, sie an Sammler, Interessierte oder auch einfach als Altpapier zu verkaufen. Erst allmählich ging man dazu über, Teile dieser Bestände wieder an Bibliotheken unterschiedlicher Einrichtungen abzugeben und dort wieder nutzbar zu machen. Dabei wurde bei der Zuweisung an solche Nachnutzer häufig keine Rücksicht auf den inneren Zusammenhang und die Vollständigkeit von Sammlungen und Provenienzen genommen, so dass der Charakter der entstehenden Bibliotheksbestände ein eher zufälliger ist. Als ein Zeugnis dieser Zersplitterung führte Stephanie Hartmann den Bestand der Inkunabeln der Diözesanbibliothek heran.
Mehr als 3.500 Besucher waren zwischen dem 11. bis 14. März im Congress Center Leipzig, besuchten die zahlreichen Vorträge oder die Firmenausstellung, tanzten in der Moritzbastei zum Festabend oder nahmen an Exkursionen des Rahmenprogramms teil. Wer nicht dabei war, aber einzelne Vorträge des Fortbildungsprogramms noch einmal nachlesen will, findet die Präsentationen auf dem BIB (Berufsverband Information Bibliothek e.V.)-Opus-Server. (sFi)