Pest, Mode und andere Katastrophen
LIMBURG.- Ein echter Dürer, eine ausgestopfte Ratte und eine steinerne Entdeckung: Die neue Ausstellung im Limburger Diözesanmuseum bietet eine Fülle von vielsagenden Exponaten zu dem so genannten Katastrophenjahrhundert, dem 14. Jahrhundert. Die Schau trägt den provokant-humorigen Titel: „… daß Gott das große Sterben wende – Pest, Mode und andere Katastrophen“. Dabei bezieht sich die Ausstellung auf die Chronik des Limburger Stadtschreibers Tilemann Ehlen. Vom 28. März bis zum 1. Juli ist sie im Diözesanmuseum (Domstr. 12) zu sehen. Katastrophen des Jahrhunderts waren Pestepidemien, Hunger, Naturkatastrophen wie Hochwasser und Erdbeben und der Hundertjährige Krieg.
Der Kurator der Ausstellung, Dominik Müller, und der Leiter des Museums, Professor Matthias Theodor Kloft, haben für die Ausstellung Leihgaben unter anderem aus Wetzlar, Göttingen, Wiesbaden, Marienfels, Mainz und Frankfurt bekommen können. Darunter einen Holzschnitt Albrecht Dürers der Apokalyptischen Reiter und das Göttinger Ertrunkenenkreuz. Gerade die Pest im 14. Jahrhundert, bei denen in Europa insgesamt 25 Millionen Menschen starben und auch in Limburg etwa ein Drittel der Bevölkerung, haben sich stark auf Leben und Kunst ausgewirkt. Zum einen wurde die Pest selbst dargestellt - als Akt göttlichen Zorns, als Reaktion auf irdische Verfehlungen. Zum anderen entstanden zu dieser Zeit viele Pestblätter, Gnadenbilder oder Pest-Madonnen, um für eine Verschonung vor der Seuche zu bitten oder wie im Fall der Zeilsheimer Pest-Madonna, um für die Verschonung zu danken.
Bilder des Mitleidens durch Gott
Als Antwort auf das Ausmaß des Leidens wurden dann auch Pietà-Statuen und Kruzifixe geschaffen: „Das sind Bilder des Mitleidens durch Gott“, erklärt Kloft die zum Teil drastischen Darstellungen des leidenden, sterbenden und toten Christus am Kreuz oder auf dem Schoß der Mutter bei den Pietà-Statuen. Im Zuge der Ausstellungsvorbereitung sei eine recht große steinerne Pietà aus der Sakristei der Stadtkirche in Augenschein genommen worden - für Kloft eine „Entdeckung“, die jetzt erstmals ausgestellt wird.
Bestechend an der Chronik des Stadtschreibers Ehlen, der mit circa 25 Jahren aus Wolfhagen nach Limburg kam, sei vor allem der rationale Blick des Juristen, so Kloft. Und dass Ehlen nicht nur lokal den Blick auf Limburg habe, sondern auch kleinere und größere Städte in der Nähe berücksichtige. „An den großen Städten lässt er allerdings kein gutes Haar“, erläutert Kloft. Gerade die Kölner und Frankfurter kämen nicht gut weg, lacht Kloft, der selbst in Frankfurt lebt. Auch die Zeugnisse der Päpste, die Schlachten in Frankreich oder die Judenverfolgung nach den Pestepidemien in Europa finden Eingang in Ehlens Ausführungen und in die Ausstellung. Ehlen distanziert sich klar von Verurteilungen gegenüber Juden. Auch die so genannten „Geißler“ beschreibt er in seiner Chronik, die zur Buße nach Rom zogen, doch laut Ehlen meist „böser“ zurückgekommen seien. Die Ausstellung zeigt zwei aus Stricken geknotete Geißeln aus einem Kloster.
Mode als eine „große Torheit“
Dass auch die Mode im Titel der Ausstellung erwähnt wird, liege in der großen Abneigung des Stadtschreibers gegen eben jene begründet. Die sich laut Ehlen alle zehn Jahre ändernde Mode sei eine große Torheit, wenn nicht Ursache einiger Katastrophen, so der Leiter des Museums. Die Frauen hätten „zu große Fenster in ihrer Kleidung“ und die Männer zu enge Hosen, so die Chronik. Einige Ausstellungsstücke wie ein Minnekästchen aus Trier, Figuren aus dem Wetzlarer Dom oder das „Lorcher Bäuerchen“ zeigen die Mode des 14. Jahrhunderts: „Man sieht hier sehr schön die Schnabelschuhe und an anderen Statuen die eng anliegenden Ärmel. Auch Knöpfe kommen im 14. Jahrhundert in Mode“, erklärt Müller. Der Kurator will im Lauf der Ausstellung verschiedene thematische Führungen anbieten. Auch in die Stadt zum ehemaligen Wohnhaus des Stadtschreibers auf dem Bischofsplatz soll es gehen. Informationen dazu gibt es auf der Internetseite www.staurothek.bistumlimburg.de.
Öffnungszeiten und Kontakt
Dienstags bis samstags: 10:00 - 13:00 Uhr und 14:00 - 17:00 Uhr; sonn- und feiertags: 11:00 - 17:00 Uhr; montags Ruhetag (außer feiertags). Die Ausstellung ist vom 28. März bis zum 1. Juli zu sehen. Kontakt: Diözesanmuseum und Domschatz Limburg, Domstraße 12, 65549 Limburg a. d. Lahn, diözesanmuseum@ bistumlimburg .de, Telefon: 06431 295482