Mit dem Hinschauen fängt alles an
Die Notwendigkeit, sich weltweit für das Menschenrecht der Religionsfreiheit einzusetzen, hat Kultusminister Dr. Ralph A. Lorz beim St. Thomas Morus-Empfang des Katholischen Büros unterstrichen. Religiöse Minderheiten seien mit steigender Tendenz in der ganzen Welt Verfolgung und Repression ausgesetzt, sagte Lorz am Mittwoch, 20. Juni, in Wiesbaden. Glaubensfreiheit sei von Gewissensfreiheit nicht zu trennen, insofern sei der Namensgeber der Veranstaltung des Kommissariats der Bischöfe in Hessen, Thomas Morus, als "Held der Gewissensfreiheit" hochaktuell. Lorz würdigte in diesem Zusammenhang das kooperative Verhältnis „auf Augenhöhe“ zwischen Staat und Kirche in Deutschland als große Errungenschaft. Den Kirchen empfahl er, sich in der Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften gegenseitig anzuerkennen und im Gespräch zu bleiben.
Anerkennung für Arbeit der Abgeordneten
Dass die Kooperation in Hessen gut funktioniert, hatte in seiner Begrüßung der Leiter des Kommissariats, Domkapitular Dr. Wolfgang Pax, deutlich gemacht. Ausdrücklich bedankte er sich bei den Abgeordneten für die Zusammenarbeit in der jetzigen Legislaturperiode, für ihr offenes Ohr und die Bereitschaft, sich mit kirchlichen Aspekten zu befassen. Er habe großen Respekt vor ihrer Arbeit, sagte Pax. Sie engagierten sich in einem Beruf, der sie jeweils fünf Jahre extrem fordere, und ihnen dann zumute, sich dem Wechsel der Mehrheiten zu stellen. Dafür müsse ihnen auch die Gesellschaft Anerkennung zollen, sage er vor den rund 160 Teilnehmern, darunter viel Prominenz aus Politik, Kirche und Gesellschaft.
Gott im Auge behalten
Eine Premiere war der St. Thomas Morus-Empfang für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ebenso wie für Bischof Georg Bätzing, der seinem Impuls eine eher bedrückende Diagnose voran stellte: „Immer mehr Menschen blicken einander immer seltener an.“ Aneinander vorbeireden und vorbeischauen und sich profilieren auf Kosten gemeinsamer Werte scheine über das politische Geschäft hinaus plausibler zu werden als aufeinander zu achten und sich ins Gesicht zu schauen. Anders Katharina Kasper, die künftige Heilige des Bistums, die nach ihren eigenen Worten jeden Tag versucht habe, Gott im Auge zu behalten. Sie habe hingeschaut – und mit Mitstreitern zusammen Antworten auf die prekären Lebenssituationen ihrer Zeit entwickelt. „Mit dem Hinschauen fängt alles an“, resümierte der Bischof. Das verbinde Menschen in der Kirche und in der Politik miteinander, sagte er: „Wer hinschaut, schenkt Ansehen.“
Prominenz aus Kirche, Politik und Gesellschaft
Der Einladung zu dem zum vierten Mal veranstalteten katholischen Empfang waren erneut hochrangige Vertreter unterschiedlicher Institutionen gefolgt, darunter Staatsminister Axel Wintermeyer, Staatssekretäre, Fraktionsvorsitzende der Landtagsfraktionen, Abgeordnete aus dem Bundestag und dem Landtag, erstmals auch der Präsident des Hessischen Staatsgerichtshofes. Mit den Bischöfen aus Limburg und Mainz, Diözesanadministrator Weihbischof Karlheinz Diez aus dem Bistum Fulda, den Generalvikaren sowie Dezernenten und Abteilungsleiter waren auch die beteiligten Bistümer Limburg, Fulda, Mainz und Paderborn prominent vertreten. Begrüßen konnte Dr. Pax außerdem unter anderen den Kommandeur des Landeskommandos Hessen, die Präsidenten von Landesrechnungshof, Handwerktages und Landesärztekammer, Verantwortliche der kommunalen Spitzenverbände und aus den Diözesen Vertreter des Caritasverbandes ebenso wie Mitglieder der Katholikenräte und synodalen Gremien.
Das Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen (Katholisches Büro) ist die Verbindungsstelle zwischen den katholischen Bistümern in Hessen und dem Bundesland Hessen. Das Kommissariat handelt im Auftrag der (Erz-)Bischöfe der Diözesen Fulda, Limburg, Mainz und Paderborn und vertritt die Bistümer gegenüber dem Land. Sitz des Kommissariats ist die Landeshauptstadt Wiesbaden.