Mit dem Besten, das wir haben
BAD HOMBURG/OBERURSEL. ? Neuland betreten hat Bischof Georg Bätzing nach eigenen Worten am Mittwoch, 15. März, bei seinem Besuch im katholischen Bezirk Hochtaunus, den er bislang nur aus der Ferne kannte. Die Suche nach neuen Wegen, als Kirche Menschen anzusprechen, war passenderweise zugleich der rote Faden des Tages. Er gehe mit einem „lebendigen Bild vor Augen“, resümierte der Bischof abends im Pontifikalamt in der voll besetzten Liebfrauenkirche. „Mit dem Besten, das wir haben“ gelte es, Menschen mit Jesus in Kontakt zu bringen und sie anzustiften, sich um das Evangelium zu scharen, sagte er in seiner Predigt. "Vom Besten" sei ihm vor Ort berichtet worden. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom "Jungen Chor" und Organist Karl Klinke gestaltet.
Umparken im Kopf
Am Vormittag waren es Seelsorger, Hauptamtliche und die Mitglieder des Caritasvorstands, die dem Besucher einen ersten Eindruck von dem Bezirk verschafften, der, so Bezirksdekan Paul Lawatsch in der Begrüßung, im Bistum Limburg zumindest höhenmäßig „dem Himmel am nächsten“ sei. Im Blick auf „Kirche und Schule“, einem der Themenschwerpunkte, legten pastorale Mitarbeiter Beispiele für innovatives kirchliches Handeln in diesem Bereich vor. Was sie sich wünschten seien entsprechende Strukturen, ein offensives „Umparken im Kopf“ und einen Strategiewechsel. „Schule als Ort kirchlichen Lebens wahrnehmen“, diese Forderung stieß beim Bischof auf offene Ohren, der auch den vorgetragenen Ansatz für lokale Kirchenentwicklung als richtig bestätigte: „Von den Menschen her zu denken“, darum gehe es.
Getaufte befähigen und freilassen
Vor allem als Zuhörer gekommen, hatte Bischof Bätzing allerdings auch ein paar klare Ansagen im Gepäck: „Wir sind nicht in der Lage, alles zu tun, was wir für gut und richtig halten.“ Es werde in Zukunft viel weniger hauptamtliche Mitarbeiter geben. Diese müssten daher lernen, „Getaufte zu befähigen und freizulassen“. Das könne nicht nur ein Schrei nach oben, sondern müsse auch ein Schrei nach innen sein, sagte der Bischof. Beim Austausch über die soziale Situation im Hochtaunus nannte er das Engagement der vielen Menschen für Flüchtlinge „eine Sternstunde“ Erlebbar sei, wie sehr Diakonie und Pastoral zusammen gehörten. Nachdrücklich unterstrich er die Aufgabe der Kirche, sozialpolitisch entschieden Position zu beziehen: „Wir müssen Politik machen, wenn wir aufgrund unserer Erfahrungen politische Fragestellungen entdecken.“
Dass die Politik ihrerseits dankbar ist für den Einsatz der Christen in der Flüchtlingsarbeit, das übermittelte ihm Landrat Ulrich Krebs in einem persönlichen Gespräch. Er empfing den hohen geistlichen Besucher in den Hochtaunuskliniken und zeigte ihm stolz das Schmuckstück des Hauses: die 2014 eingeweihte Kapelle mit ihrer bseonderen künstlerischen Ausstattung.
Als Seelsorger im Hospiz
Nicht als kirchlicher Würdenträger, sondern als Seelsorger wurde der Limburger Bischof im Hospiz St. Barbara in Oberursel wahrgenommen, von den Mitarbeitern ebenso wie von einer schwerstkranken Frau und ihrem Ehemann. Im eng getakteten Programm nahm er sich ausführlich Zeit für den Besuch auf dem Zimmer: „Er hat einen wunderschönen Segen gesprochen“, berichtete Einrichtungsleiterin Astrid Piesker anschließend sichtlich gerührt. In solchen Momenten wisse er, „wofür ich Priester geworden bin“, kommentiert er selbst die Begegnung und zeigte sich beeindruckt vom „intensiven menschlichen Miteinander“ in diesem Haus: „Besser kann man nicht an der Seite von Menschen stehen“, sagte er.
Neue Entschiedenheit für Gott
Die Frage danach, wie „wir heute noch auf die Menschen zugehen können“, so Dr. Ruth Funk, Vorsitzende der Bezirksversammlung, brennt allen Christen auf den Nägeln, das war beim Treffen mit Dekan Michael Tönges-Braungart und anderen Vertreter der evangelischen Kirche ebenso spürbar wie beim abendlichen Austausch mit den Ehrenamtlichen aus dem Bezirk. Hier wie mehrfach an diesem Tag ermutigte der Bischof dazu, die „Würde der Getauften“ als Ausgangspunkt zu sehen, Kompetenzen zu erweitern und „Potentiale zu heben“. Er sei dankbar, sagte er im Gottesdienst, für „eine neue Entschiedenheit für Gott“, da es keine nichtreligiösen Gründe mehr für den Glauben gebe. Solchen „entschiedenen Menschen“ bei seinem Besuch im Hochtaunus begegnet zu sein, „stärkt mich selbst im Glauben.“ (rei)