Heute schon die Welt verändert?
MÜNCHEN.- Mit einem festlichen Gottesdienst ist in der Münchner Liebfrauenkirche die Fastenaktion 2018 von MISEREOR eröffnet worden. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "Heute schon die Welt verändert?" und wird gemeinsam mit der katholischen Kirche in Indien veranstaltet. Die Fastenaktion nimmt in diesem Jahr insbesondere die Situation benachteiligter Bevölkerungsgruppen auf dem Subkontinent in den Blick.
Mit guten Ideen wurden hier bereits Verbesserungen erreicht: Im westindischen Bundesstaat Maharashtra begegnen die Menschen mit selbst geschaffenen Wasserspeichern den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. In der nordöstlichen Millionenstadt Patna stehen die Nöte der Bewohnerinnen und Bewohner von Elendsvierteln und die Förderung von Bildungschancen im Vordergrund. Bei zahlreichen Veranstaltungen in ganz Deutschland werden Vertreterinnen und Vertreter von indischen Partnerorganisationen MISEREORs über diese wichtige Arbeit berichten.
Kollekte in 10.000 deutschen Pfarrgemeinden
Bis zum Ostersonntag sammelt MISEREOR in bundesweit etwa 10.000 katholischen Pfarrgemeinden Spenden für seine Projektarbeit in Asien und Ozeanien, Afrika und dem Nahen Osten, Lateinamerika und der Karibik sowie für seine Lobby- und Advocacy-Aktivitäten. Am 5. Fastensonntag, dem 18. März, werden die Gläubigen in allen katholischen Gottesdiensten über die Arbeit von MISEREOR informiert und um Unterstützung gebeten. Die Kollekten in den katholischen Pfarrgemeinden erbrachten im vergangenen Jahr rund zwölf Millionen Euro.
In seiner Predigt rief der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, die Gläubigen dazu auf, für die Einheit aller Menschen einzutreten. Es gelte, "Einheit und Vielfalt zusammenzubringen, die große Vielfalt der Menschheit, der Schöpfung, der Kulturen, der Traditionen in die eine Gemeinschaft des Bundes Gottes einzubringen". Der Regenbogen als Zeichen für diese Gemeinschaft der Vielfalt finde gegenwärtig aber auch Widerspruch: "Manchen ist das zu bunt, und die Gefahr, sich wieder zurückzuziehen in nationale Engführung, in die Überhöhung der einen gegenüber den anderen – wer wollte leugnen, dass das wieder starke Bewegungen sind?", warnte der Kardinal. Die Kirche sei dagegen gerufen, "aus der ganzen Menschheit, aus allen Kulturen und Sprachen inmitten der Geschichte ein Zeichen für den Bund Gottes mit allen und für die Einheit der einen Menschheitsfamilie zu sein".
"Die Schöpfung gehört allen Menschen"
Papst Franziskus habe in seiner Enzyklika "Laudato si" daran erinnert, dass "das eine Haus der Schöpfung nicht einigen wenigen, sondern allen Menschen gehört", sagte Marx. Das entspreche ganz der Spiritualität MISEREORs und der Aufgabe der Kirche, Zeugin zu sein, dass der Bund Gottes existiere und mit allen Menschen geschlossen sei. Es sei "höchste Zeit", betonte Marx, "für das Evangelium vom Reich Gottes, für das Evangelium, das dafür steht, dass wir eine Menschheitsfamilie sind, die aufeinander bezogen ist in Solidarität und Gemeinsamkeit".
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR, eröffnete die 60. Fastenaktion seiner Organisation mit der Erkenntnis, "dass Menschen für sie wichtige Veränderungen, beispielsweise die Versorgung mit Wasser, durch die Stärkung der Dorfgemeinschaft umsetzen können". Das schaffe neue Perspektiven, stärke die eigene Wertschätzung und befreie von Abhängigkeiten. Spiegel zeigte sich zuversichtlich: "Über Länder und Kontinente hinweg können wir die Welt verändern. Davon bin ich überzeugt." (pm)