Glauben macht Leben reicher, größer und voller
LIMBURG/OFFENBACH/MONTABAUR/TAUNUS.- Weihbischof Dr. Thomas Löhr weiht am Samstag, 12. März, im Limburger Dom sechs Männer durch Handauflegung zu Diakonen. Das Pontifikalamt beginnt um 10 Uhr. Die Diakonenweihe ist die erste Weihestufe in der katholischen Kirche und für die sechs Männer ein weiterer Schritt zum Priesteramt. Geweiht werden Nikolaus von Magnis aus Königstein, Benedikt Wach aus Montabaur, Johannes Funk aus Oberursel, Michael Brien aus Hattersheim, Walter Emanuel Simon aus Offenbach sowie der Jesuit Stefan Hofmann.
Der Berufung nicht entfliehen
"Ich habe den Glauben in meinem Leben als etwas erleben dürfen, was mein Leben reicher, größer und voller gemacht hat", sagt Nikolaus von Magnis überzeugt. Leicht hat sich der 28-Jährige seine Entscheidung, Priester zu werden, nicht gemacht. Nach dem Abitur 2008 plante er eine Reise nach Südamerika: "Der Flug war bereits gebucht. Rucksack und Reiseführer gekauft und studiert." Doch statt Santiago de Chile oder Mexiko Stadt wurde es überraschend Rom. "Es wurde für mich immer deutlicher, dass ich mit dieser Reise der Frage der Berufung entfliehen wollte, statt mich ihr zu stellen", erzählt der Königsteiner aus der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus. In der "Casa Balthasar" in der Ewigen Stadt zog er sich für Studien und zum Gebet zurück. Zwei Jahre spürte von Magnis der Frage nach, ob er zum priesterlichen Dienst berufen ist oder nicht. Im Jahr 2010 trat er ins Priesterseminar in Sankt Georgen ein. In Frankfurt und in Rom studierte er katholische Theologie. In Rom wird er auch im Oktober 2016 zum Priester geweiht. "Priestertum hat mit konkreten Beispielen zu tun. Und diese konkrete Beispiele hatte ich Gott sei Dank", sagt von Magnis dankbar über die vielen Priester, die ihm wertvolle Ratschläge geben konnten und ihn begleitet haben.
Mit den Menschen lachen und weinen
Auch für Benedikt Wach war lange Zeit nicht klar, dass er zum Priester berufen ist. "Du wirst mal Papst", hätten Freunde gescherzt, so Wach. Doch Priester zu werden, konnte sich der 34-Jährige nach dem Abitur zunächst nicht vorstellen. An den Wehrdienst schloss sich ein Jurastudium in Mainz an, das Wach mit dem ersten Staatsexamen beendete. "Während dieser Zeit ist der Wunsch, Priester zu werden, größer geworden", erzählt er. Erlebnisse wie der Weltjugendtag in Köln 2005 und der intensive Kontakt zur Heimatpfarrei St. Johannes der Täufer in Montabaur-Horressen bestärkten ihn. 2010 trat Wach ins Priesterseminar Sankt Georgen ein und studierte in Frankfurt und Wien Theologie. Seit September 2015 ist er Praktikant in der Pfarrei St. Anna Braunfels und bringt sich unter anderem in der Flüchtlingsarbeit ein. Auch nach seiner Weihe wird er dort wirken. Nähe zu den Menschen - das wünscht er sich für seinen künftigen Dienst als Diakon. Es sei eine faszinierende Aufgabe, gerade in der heutigen Zeit, Seelsorger zu sein. "Die Menschen sollen wissen, dass wir Seelsorger vor Ort sind." Für sie da sein, mit den Leuten lachen und weinen. "Welche Aufgabe ist noch größer, als Gott und den Menschen zu dienen?", fragt Wach.
"Gott ist für mich da"
Ganz für Gott und für die Menschen da zu sein, ist auch der Anspruch von Johannes Funk aus Oberursel. "Wir können hören, was die Menschen bewegt und einfach für sie da sein", versteht der 24-Jährige seinen künftigen Dienst als Diakon und Priester. "Wir kümmern uns aber nicht alleine darum, dass es den Menschen gut geht. Ein Diakon ist nicht nur Sozialarbeiter, sondern verkündet und lebt im Auftrag Gottes das Evangelium." Funk ist der jüngste der fünf Männer, die zum Diakon geweiht werden. Im Jahr 2010 trat er ins Priesterseminar ein. In Sankt Georgen und in Rom studierte er Theologie. Dort wird er im Oktober 2016 nach einer Zeit als Diakon im Pastoralen Raum Hadamar auch zum Priester geweiht. Ein einschneidendes Berufungserlebnis, das sein ganzes Leben auf den Kopf stellte, habe Funk, der sich in seiner Heimatpfarrei St. Ursula in Oberursel als Messdiener, Jugendsprecher und Lektor engagiert hat, nicht erlebt. Vielmehr sei bei ihm allmählich eine einfache und zugleich starke Überzeugung gewachsen: "Gott ist für mich da."
"Ich habe es keine Sekunde bereut"
Ganz anders hat es sich bei Michael Brien ereignet. "Mit 45 Jahren habe ich alles hingeschmissen, was ich mir bis dahin aufgebaut habe", sagt der Spätberufene. Brien, Jahrgang 1964, ist in Berlin geboren. Er arbeitete fast drei Jahrzehnte als Übersetzer und Dolmetscher in Frankfurt am Main bei verschiedenen internationalen Rechtsanwaltskanzleien. Im Beruf erlebte er Höhen und Tiefen. "Ich bin im Jahr 2000 katholisch geworden. Und der Glaube wurde mir immer wichtiger", erzählt Brien. Als die Kirche - ausgerechnet im "Jahr der Priester" 2009/2010 von Skandalen erschüttert wurde, entschied er sich, Priester zu werden. "Jetzt bist du gefordert", fühlt er sich gerufen. Ob er etwas von seinem früheren Leben vermisst? "Ich vermisse überhaupt nichts, das ist ja das Tolle an der Sache. Ich habe es keine Sekunde bereut und in Frage gestellt", so Brien, der im Seminar in Lantershofen Theologie studiert hat, entschieden und selbstbewusst. Menschen zu begegnen und ihnen den Glauben zu erklären, erfülle und beglücke ihn. "Ich hoffe, dass ich irgendwann für irgendjemanden ein Hinweisschild bin", wünscht sich Brien. Dafür lohne es sich, Diakon und Priester zu sein.
Lange mit Berufung gerungen
"Es ist nicht einfach Ja zu sagen, aber es lohnt sich", ist auch Walter Emanuel Simon überzeugt. Während seines Krankenhaus-Praktikums in Hamburg, das zur Ausbildung der Limburger Seminaristen gehört, habe er viele gute Erfahrungen und Begegnungen sowie tiefe Dankbarkeit der Menschen für die Begleitung erleben dürfen. Der 31-Jährige wurde in Offenbach im Bistum Mainz geboren. Von 2004 bis 2009 studierte er in Münster, Rom und Frankfurt Theologie. Später folgte ein Promotionsstudium in Philosophie. "Ich habe sehr lange mit meiner Berufung gerungen", erzählt Simon. Schon nach dem Abitur 2004 sei die Frage aufgekommen. Aber erst 2014 nahm er allen Mut zusammen und trat ins Priesterseminar in Sankt Georgen ein. Ein Erlebnis habe ihn dabei besonders geprägt. "Ich glaube, sie sollten Priester werden", riet ihm einmal eine Ordensschwester und Ärztin nach einem Praktikum im Offenbacher Krankenhaus. "Sie haben die Leute hier so tief erreicht und das sollten sie auch künftig probieren." Simon, der sich seit 1994 in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, wünscht sich genau dies für seine Zeit als Diakon: "Ich hoffe, dass ich die Menschen erreiche. Das ist heute eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt." (CLM)
Aktuell gibt es 20 Priesteramtskandidaten im Limburger Priesterseminar, 18 davon kommen aus dem Bistum Limburg. Der Weihegottesdienst im Limburger Georgsdom beginnt am Samstag, 12. März, 10 Uhr. Neben den fünf Limburger Seminaristen wird auch der Jesuit Frater Stefan Hofmann aus der Deutschen Provinz der Gesellschaft Jesu zum Diakon geweiht.