Christlich-jüdische Solidarität
Klezmer-Musik, tanzende Menschen, fröhliche Gesichter: eine bunte und große Schar von Frankfurtern war am Montagabend dem Aufruf von Kirchendezernent und Bürgermeister Uwe Becker gefolgt und mit der Kippa, der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung, zum Römerberg gekommen. Der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz hatte den Aufruf Beckers "Zeig`Gesicht - trag Kippa" ausdrücklich unterstützt und auch die katholische Stadtkirche folgte dem Vorschlag, christlich-jüdische Solidarität augenfällig zu zeigen. Der Stadtsynodalrat, der am Abend zu seiner regulären Sitzung im Haus am Dom zusammentraf, schloss sich der Solidaritätsaktion ebenfalls an und besuchte noch vor der Sitzung die Kundgebung auf dem Römerberg, zu der weit mehr als 1.000 Frankfurter in die Innenstadt gekommen waren. Aus Limburg war Weihbischof Thomas Löhr ebenfalls zur Abschlussveranstaltung des Kippa-Tages auf den Römerberg gekommen.
Stadtdekan zu Eltz dankte allen, die an der Demonstration teilgenommen hatten: "Wir Christen dürfen nicht noch einmal wegschauen, wenn Juden drangsaliert, ausgegrenzt und diskriminiert werden." Es bewege ihn tief, wenn sich so viele Menschen "vor, hinter und neben die jüdischen Bürger Frankfurts stellen", sagte er auf der Sitzung des Stadtsynodalrates.
Zeig`Gesicht und Kippa
Nachdem in Berlin ein junger Israeli angegriffen worden war, weil er die traditionelle Kippa auf dem Kopf trug, hatte Frankfurts Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker unter dem Motto „Zeig´ Gesicht und Kippa“ einen Kippa-Tag angeregt. Als Bekenntnis der Solidarität mit den in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden und als klares Zeichen gegen Antisemitismus, sollten Frankfurter mit und ohne jüdischen Glauben einen Tag lang eine Kippa in der Öffentlichkeit tragen. Auch Frauen waren eingeladen, sich zu beteiligen.
„Wenn Jüdinnen und Juden sich nicht trauen, ihren Glauben öffentlich zum Ausdruck zu bringen und sogar auch angegriffen werden, sobald sie dies tun, ist die gesamte Gesellschaft gefordert. Antisemitismus ist kein Problem der Jüdischen Gemeinschaft alleine, sondern von uns allen“, betonte Bürgermeister Uwe Becker. „Nicht an einem zentralen Ort für einen begrenzten Moment, sondern überall dort, wo das normale Leben stattfindet, soll die Kippa zeigen, dass es normal sein sollte, jüdischen Glauben offen bezeugen zu können.“